Grauer Hintergrund mit Verlauf

Kammersinfonie

20.05.2021 | 20:00 Uhr
Basel, Don Bosco

Programm

Claude Debussy
«Prélude à l'après midi d'un faune» bearbeitet von Sachs/Schönberg für Kammerensemble

Johann Sebastian Bach
Fuga (2. Ricercata) a sei voci aus «Das Musikalische Opfer» BWV 1079/5 für Orchester gesetzt von Anton Webern

Franz Schreker
Kammersinfonie

Konzertdetails

Das Orchesterschaffen des Österreichers Franz Schreker (1878–1934), seinerzeit einer der meistgespielten deutschsprachigen Komponisten, ist heute beinahe unbeachtet. Dessen Kammersinfonie von 1916, in seinen Skizzen noch «Tondichtung» genannt, trägt beinahe opernhafte Züge und entfaltet den für den Komponisten so typischen Klang durch Instrumente wie Triangel, Becken, kleine Trommel, Xylophon, Glockenspiel, Harfe, Celesta, Harmonium und Klavier (neben Holz, Blech und Streichern).
In seinem Schreker-Vortrag (1959) spricht Theodor W. Adorno ausführlich über die Kammersinfonie, die er der Schönberg‘schen Kammersinfonie op. 9 gegenüberstellt: «In äußerstem Gegensatz zu Schönbergs Stück ist die Faktur durchweg homophon, zuweilen unverkennbar Wienerisch getönt. Das Orchester wirkt keineswegs solistisch, sondern wie ein umfangreicher Klangkörper; besonders dank der ebenso kunstvollen wie diskreten Benutzung des Harmoniums, das der Komponist studiert haben muss wie Strawinsky sein Schlagzeug.» 

Mit seiner sinfonischen Dichtung «Prélude à l'après midi d'un faune» gelang Claude Debussy 1894 der künstlerische Durchbruch. Er schrieb dazu: «Die Musik dieses Préludes verbildlicht auf sehr freie Weise Mallarmés schönes Gedicht; sie will es eigentlich gar nicht nacherzählen, sondern die verschiedenen Stimmungen erwecken, in deren Mitte die Begierden und Träume des Fauns sich entwickeln. Ermüdet davon, die furchtsamen Nymphen und scheuen Naiaden zu verfolgen, gibt er sich einem Höhepunkt der Lust hin, zu dem der Traum eines endlich erfüllten Wunsches führt: des vollkommenen Besitzes der ganzen Natur.»

Die Fuga aus dem 2. Ricercar à 6 voci aus dem musikalischen Opfer BWV 1079 von Johann Sebastian Bach wurde von Anton Webern für Orchester neu gesetzt. Das in der Originalversion Bachs nur für Streichorchester oder Cembalo solo vorliegende Werk hat der Schönberg-Schüler und wichtige Vertreter der sog. zweiten Wiener Schule originell instrumentiert. Dabei teilt er die thematischen Passagen des Satzes in verschiedene Motive auf, die er wiederum auf eine Gruppe von drei solistischen Instrumenten verteilt. Ein an das Verfahren der «Klangfarbenmelodie» seines Lehrers Schönberg erinnerndes Vorgehen, das er selber wie folgt beschreibt: «Meine Instrumentation versucht, den motivischen Zusammenhang bloß zu legen. Alles ist Hauptsache in diesem Werk – und in dieser Instrumentation.»

Leitung

  • Heinz Holliger

    Heinz Holliger, Leitung

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    Heinz Holliger

    Heinz Holliger gehört zu den vielseitigsten und aussergewöhnlichsten Musi­ker­­persön­lich­keiten unserer Zeit. Geboren in Langenthal, studierte er in Bern, Paris und Basel Oboe (bei Emile Cassagnaud und Pierre Pierlot), Klavier (bei Sava Savoff und Yvonne Lefébure) und Komposition (bei Sándor Veress und Pierre Boulez). Nach ersten Preisen bei den internationalen Wettbewerben von Genf und München beginnt für ihn eine unvergleichliche Karriere als Oboist. Einige der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart widmen ihm ihre Wer­­ke. Aber auch die Wiederentdeckung vergessener Werke, etwa von Jan Dismas Zelenka oder August Lebrun, zählen zu seinen herausragenden Leistungen. 

    Als Dirigent arbeitet Heinz Holliger seit vielen Jahren mit weltweit führenden Orchestern und Ensembles. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Prei­­se (Ernst-von-Siemens-Musik­preis, Zürcher Festspielpreis, Rheingau-Musik­­preis, Robert Schumann-Preis, u.a.) sowie Schall­plat­ten­aus­zeichnungen (Diapason d’Or, Midem Classical Award, Edison-Award, Grand Prix Mondial du Disque, mehrere Deutsche Schall­platten­preise). 2015 wurde dem Künstler der Grand Prix Suisse de Musique verliehen. 2016 wurde er zum Ehren­mit­glied der American Academy of Arts and Sciences ernannt. 2017 erhielt er den Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau und 2022 den Schumann-Preis der deutschen Akademie der Wissenschaften und der Literatur.

    Heinz Holliger ist einer der gefragtesten Komponisten unserer Zeit. Zu seinen Werken zählen die Oper «Schneewittchen», der «Scardanelli-Zyklus», das Violin­kon­zert, «COncErto» für Orchester, «Dämmerlicht» für Sopran und Orchester, «Romancendres» für Cello und Klavier, «Increschantüm» für Sopran und Streichquartett, «Reliquien» nach Worten von Franz Schubert für Sopran, Klarinette und Klavier sowie zahlreiche weitere Werke für Vokal- und Instrumental­ensembles, Kammer- und Solobe­setzungen. 2018 wurde an der Zürcher Oper seine zweite Oper «Lunea» uraufgeführt.

    Bei Sony ist die Elegie von Schoeck mit Christian Gerhaher und dem Kammerorchester Basel erschienen. Die WERGO-Box «Bernd Alois Zimmermann – Recomposed» erhielt 2023 den Preis der deutschen Schallplatten­kritik, sowie mit dem Diapason d'Or und dem Choc des Magazins Classica zwei der bedeutendsten unabhängigen Schallplattenpreise Frankreichs für klassische Musik.

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